Für die 1895 erbaute Zwieseler Kreuzkirche beschaffte sich die evangelische Kirchengemeinde relativ schnell ein Interimsinstrument - eine kleine gebrauchte seitenspielige wohl einmanualige Orgel.
Ein Mitarbeiter der berühmten Orgelbauanstalt G.F.Steinmeyer aus Oettingen/Ries bescheinigte Anfang 1912 der "Orgel aus Landshut" eine "baldige Dienstunfähigkeit".
Anfang 1914 wurde mit der Orgelbauanstalt G.F.Steinmeyer der Bau einer 2-manualigen Orgel mit 9 Registern und einer Windabschwächung auf pneumatischen Taschenladen vereinbahrt.
Im August 1914 sollte in Zwiesel ein großes Kirchenfest - wohl die Orgeleinweihung - stattfinden, jedoch brachte der kurz vorher beginnende 1. Weltkrieg die Pläne durcheinander.
Nun musste bei der Deutschen Reichsbahn die Genehmigung für einen Eisenbahnwaggon zum Transport der fertigen Orgel nach Zwiesel beantragt werden.
Anfang September 1914 war es endlich so weit: die Orgel gelangte per Bahn nach Zwiesel, wurde aufgebaut, intoniert und gestimmt und am 20. September feierlich eingeweiht.
Die Orgel blieb bis zur Kirchenrenovierung 1965 unverändert.
Da schlug LKMD Prof. Friedrich Högner nicht nur den Einbau einer größeren Empore vor, sondern auch den Ersatz der Steinmeyer-Orgel durch ein neues Instrument: "Eine solche Gemeinde wie Zwiesel wird sich doch eine bessere Orgel leisten können als dieses armselige Instrument..."
Wie gut, dass die Gemeinde nicht auf ihn hörte, sondern nur einen vorsichtigen Umbau bei der Plattlinger Firma Weise in Auftrag gab.
Dies war die Rettung des kostbaren Instrumentes und 1990 konnte die Erbauerfirma Steinmeyer bei einer ersten Restaurierung die Originaldisposition der Orgel wieder herstellen.
Technischer Verschleiß machte 2014 eine erneute Restaurierung notwendig, bei der auch der 1965 an die Seite versetzte Spieltisch wieder seine (relativ) ursprüngliche Position vor der Orgel mit Blick zum Altar bekam.
Als Orgelsachverständiger für diese Restaurierung fungierte Herr KMD Dieter Eppelein (Neustadt/Aisch).
Nach den eingeholten Angeboten von 4 namhaften Orgelbauanstalten wurde die Firma Jann aus Laberweinting/Allkofen mit den Arbeiten betreut. Ihre reichhaltige Erfahrung in der Restaurierung auch romantischer Orgeln mit pneumatischer Traktur prädestinierten sie für diese nicht einfache Aufgabe.
Dank der feinfühligen Nachintonation (Frank Schüngel) ist man jetzt näher denn je am Originalklang dran...
Die seit 1990 wieder vorhandene Originaldisposition lautet:
Hauptwerk (I, C-g''', Superkoppel bis g''''):
Principal 8' teilweise Prospekt, Zink (original!)
Flöte 8' ab c'' überblasend
Octav 4'
Schwellwerk (II):
Lieblich Gedeckt 8'
Gamba 8'
Vox coelestis 8' ab c°
Dolce 8'
Flauto amabile 4'
Pedal (C-f'):
Subbaß 16'
Zartbaß 16' Windabschwächung vom Subbaß
Koppeln: I/P, II/P, Sub II/I, II/I, Super I (ausgebaut bis g'''')
2 Balanciertritte für Crescendo und Schweller II, Pianopedal (nicht automatisch, schaltet I/P aus), Kalkantenklingel.
Von der Orgel gibt es zur Zeit zwei CDs mit Aurel v. Bismarck, "Visionen" (aufgenommen im Frühjahr 2013 - vor der Restaurierung) und "Impressionen" (aufgenommen im Mai 2014 - also nach der Restaurierung). Sie sind nach den Gottesdiensten oder Konzerten in der Kreuzkirche erhältlich.
Stand: 06.10.2014
2019 wurde die Akustik unserer Kirche erheblich verbessert, weil die alten Bankauflagen endlich raus kamen - wer ein Kissen braucht, nimmt sich am Eingang eines mit...
am 18.05.2019 war ein Konzert "30 Jahre und eine Uraufführung".
Auf der Steinmeyer-Orgel spielte ich u.a. 4 Stücke aus den "24 pièces en style libre", die ich über alles liebe...
Seit Juni 2015 steht in der Kreuzkirche eine wunderschöneTruhenorgel, 1992 erbaut von der Fa. Frenger & Eder. Sie stand bis zu dessen Auflösung im Frühjahr 2015 im "Haus der Begegnung" in
Bayerisch-Eisenstein. In der Zwieseler Kreuzkirche wurde sie auf die romantische Steinmeyer-Orgel von 1914 eingestimmt und steht jetzt wie diese im "Wiener Kammerton" (a' = 435 Hz). Die Orgel hat
auf einem Manual (C-d''', Teilung zwischen b°/h°) folgende Register:
Gedeckt 8' Holz
Holzflöte 4'
Quinte 1 1/3'/2 2/3'
Principal 2'
Terz 4/5'/1 3/5'
"30 Jahre und eine Uraufführung - diese Uraufführung war am 18.05.2019 die Toccata in C (manualiter) auf der wunderschönen Truhenorgel.
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